Oh ja, Weihnachten! Das Jahresende steht vor der Tür und der Weihnachtsbaum im Foyer, Firmenchefs und Vorgesetzte bilanzieren fleißig, die Köpfe rauchen Weihnachtsgebäck genüsslich zwischen den Zähnen zermalmend, doch bei all dem Jahresresümee fängt bei manchem plötzlich ganz unerwartet ein Mundwinkel wild zu zucken an und Plätzchenkrümel werden mühselig wieder aus der Luftröhre gehustet, wenn die Erinnerung auf das Thema Arbeitssicherheit fällt. Schulungen, Sicherheitsbegehungen, Unterweisungen und Unfallvermeidungsstrategien… Was hatte man im letzten Jahr für gute Vorsätze! Und wie viel Schwein hatte man am Ende gehabt!
Die Maike hätte sich fast den Finger abgeschnitten an der Maschine, weil sie vor lauter Zeitdruck die Endschalter außer Betrieb setzte. Gunter hatte die Baustelle nicht ordentlich abgesichert – zum Glück ohne Folgen. Horst war beim Glasreinigen ohne Absturzsicherung fast aus sechs Metern Höhe in die Tiefe gestürzt. Bärbel hätte sich mit dem Industriereiniger fast die Hände verätzt, weil ihr Handschuhe fünf Wochen lang fehlten. Frank bekam – zum Glück – keine bakterielle Infektion, als er mal als menschliche Presse den Müll im Container verdichten sollte, was jedenfalls kein Fitnessgerät ist. Und die schüchterne Gabi mit vollbepackten Händen hätte sich beim Sturz über die Aktentasche im Gang beinahe den Kopf aufgeschlagen, wenn da nicht der Volker gewesen wäre, der sie auffing. Das mögen manche als Form von Partnervermittlung ansehen und darüber schmunzeln, doch bei alle den Nachlässigkeiten steht vielleicht irgendwann Günter Wallraff vor der Tür und gibt einem den Sendetermin bekannt, bei dem man sich die vielen Nachlässigkeiten bei Bierchen und Snack gemeinsam mit ein paar Million Zuschauern im Fernsehen anschauen kann.
Wir als Arbeitsschützer haben oft auch mit den Fällen zu tun, bei denen es nicht so glimpflich mit „fast“ oder „zum Glück“ oder „beinahe“ ausging. Leider! Dabei ist Prävention unser oberster Leitsatz – und der des Gesetzgebers auch. Weder die Exekutive, noch Unfallversicherungen drücken erfahrungsgemäß ein Auge zu, wenn bei betrieblichen Rationalisierungsmaßnahmen auch der Arbeitsschutz unter den Rotstift fiel. Auch Unwissenheit schützt letztlich nicht. Die Entdeckungen des Wallraff-Teams bei einer großen Fastfood-Kette hatten in diesem Jahr in ganz Deutschland für große Empörung gesorgt: Schlechte Arbeitsbedingungen, haarsträubende Arbeitsanweisungen und Arbeitssicherheitsmaßnahmen sowie teils massiver psychischer Druck auf Mitarbeiter. Dies setzte Sicherheit und Gesundheit der Angestellten (und auch der Gäste) aufs Spiel und zeigt doch den Menschen, die für den Erfolg des Unternehmens arbeiten, sehr unbarmherzig und unverblümt, was man von ihnen hält.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen, Ihren Verantwortlichen und Ihren Mitarbeitern in Ihren Betrieben ein erfolgreiches Jahr 2015 und eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit. Wie Wilhelm von Humboldt schon sagte: »Ohne Sicherheit ist keine Freiheit!« Sicherheit ist ein wesentlicher Aspekt für Ihr Arbeitsklima. In Thüringen haben wir auch immer mehr mit dem demographischen Wandel zu kämpfen. Ihre Mitarbeiter werden daher immer wichtiger für Sie. Sie sind entscheidend für Ihren Unternehmenserfolg. Wenn Sie sich energisch um die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter sorgen, zeigen Sie ihnen, wieviel Sie Ihnen wert sind. Für Ihre guten Vorsätze für das kommende Jahr möchte ich Ihnen daher noch ein paar einfache Anregungen zur Arbeitssicherheit und zum Arbeitsschutzmanagement auf den Weg geben. Denn bekanntlich erreicht man seine Ziele am ehesten, wenn man sie planmäßig und durchdacht angeht:
- Legen Sie doch gleich im Januar vier Termine für Ihren Arbeitsschutzausschuss fest.
- Lassen Sie an zwei dieser Termine Ihre Leute von einem Arbeitsmediziner untersuchen, da er dann sowieso im Hause ist und Sie Fahrtkosten sparen können.
- Führen Sie noch vor Ostern Arbeitsschutz-Unterweisungen durch (die Vorbereitung ist ja schon gemacht).
- Mensch und Mitarbeiter waren dieses Jahr echt fleißig für das Unternehmen, was haben sie alles gemeinsam mit Ihnen geschafft, wie belohne Sie die? Ach, schenken Sie doch allen einen freien Tag extra, da können auch Sie mal in Ruhe ausschlafen, weil im Arbeitsschutz für 2015 alles gut geplant ist!
Ihre Anette Mäder